Es war wie immer:

Das kleine Mädchen, nennen wir es Lydia, war alleine, nicht einsam, nur alleine. Gerne hätte es mit jemanden gesprochen, gelacht oder getanzt, doch niemand war da. Es setzte sich auf einen Stuhl und sann darüber nach, wieso wohl alles so ist, wie es ist???

Ja, dachte Lydia, ich bin so ganz anders als die anderen. Ich habe ein ganz anderes Denken als viele Menschen und so werde ich oft missverstanden und ich verstehe die anderen oft nicht. So habe ich viele Verletzungen, Demütigungen und Übergriffe erleben müssen und mich immer mehr zurückgezogen.

Eine dicke Mauer habe ich um mich gebaut mit einem großen Tor und einem schönen Schloss, jedoch habe ich den Schlüssel verlegt oder verloren. So wurden mein Herz und meine Seele zunehmend einsamer.

All' die Wut über die unberechtigten Angriffe und Übergriffe, über die emotionalen Verletzungen und Bestrafungen hatte ich mit hinter diese Mauer genommen und mit eingeschlossen. Dadurch wurde ich immer hilf- und wehrloser, denn ich war hauptsächlich damit beschäftigt, die Wut und den alten Groll verschlossen zu halten.

Irgendwann wurde mir bewusst, dass der Weg auf dem ich stand mich nicht weiter bringt und ich begann nach dem Schlüssel zu suchen. Immer mehr und immer tiefer suchte ich in mir. Dabei konnte so vieles bereinigt werden.

Dann kam ich zu der Einsicht, dass ich ohne meine Vergangenheit nicht die wäre, die ich heute bin. Dass fände ich schade, denn ich bin ganz zufrieden mit mir, so wie ich bin, tief in meinem Innern.

Diese Erkenntnis brachte mir den Schlüssel zurück, denn ich begann nach und nach allen zu vergeben, immer wieder, mehr und mehr. Dankbarkeit breitete sich aus.

Plötzlich öffnete sich das Tor und ich stand da im hellen Licht, in dem was ich wirklich bin: REINE LIEBE!

So hatte Lydia ihre kleine Lydia befreit und beide gehen nun den weitern Weg gemeinsam - Hand in Hand.